Newcomerin aus Indien schafft Durchbruch im Tennis
ESSEN – Kurzzeitig schien Vaishnavi Adkar aus Indien auf dem Weg zur Goldmedaille zu sein. In ihrem Halbfinale im Damen-Einzel am Donnerstag bei den Rhine‑Ruhr 2025 FISU World University Games legte sie gegen Eszter Meri aus der Slowakei einen starken Start hin – doch der Traum vom Titel zerschlug sich.
Nach einem dramatischen Drei-Satz-Match (6-2 4-6 4-6) musste sich die 20-jährige Newcomerin mit Bronze zufriedengeben.
„Es tut weh, aber ich bin stolz“, sagte sie dem FISU Games News Service unmittelbar nachdem sie den Centre Court verlassen hatte.
„Es fühlt sich sehr schlimm an. Es tut wirklich weh, aber ich bin froh, dass ich meinem Land wenigstens eine Medaille sichern konnte.“
Diese Bronzemedaille ist keine gewöhnliche. Es ist Indiens erste Tennis-Medaille bei den FISU Games (oder bei einer Universiade) seit Bal Nandans Silber-Coup 1979 bei den Männern. Adkar ist überhaupt die erste Inderin, die einen Podestplatz im Tennis erringen konnte. Eine wahrhaft historische Leistung nach einer 46 Jahre andauernden Durstrecke.
Mit Instagram-Diät zum Titel
Schon im Vorfeld war sich Adkar bewusst, was auf dem Spiel stand – auch die mediale Aufmerksamkeit war immens. In Indien leben 1,4 Milliarden Menschen – viele von ihnen verfolgten gespannt ihren Weg durchs Turnier.
„Ich habe versucht, nicht auf Instagram zu gehen, weil dort überall Neuigkeiten über mich auftauchten“, sagte sie mit müdem Lächeln. Die Erwartungen an sie waren immens.
„Da war schon ein gewisser Druck vor dem Match, aber das ist nichts Neues. Das gehört einfach zum Spiel dazu.“
Trotz der Enttäuschung, es nicht nach ganz oben geschafft zu haben, markiert Adkars Auftritt im Tenniszentrum Essen einen Meilenstein für das indische Tennis. Mit kraftvollen Grundschlägen und starken Nerven besiegte sie im Viertelfinale Deutschlands Sina Herrmann und schrieb damit indische Sportgeschichte.
Ihre Reise auf das Podest in Essen begann jedoch schon weitaus früher – in Pune, Indien. Da war Adkar gerade einmal sechs Jahre alt.
„Tennis war für uns am Anfang eher körperlicher Ausgleich“, erzählte Adkar. „Meine Mutter war zwar großer Tennisfan, sie hat aber selbst nicht spielen können. Es war ihr Traum, dass ihre Töchter es eines Tages können.“
Heute spielen sowohl Vaishnavi als auch ihre jüngere Schwester wettbewerbsorientiert Tennis.
„Man kann schon sagen, es ist jetzt so eine Art Familienunternehmen“, sagte sie und lacht.
Blick nach vorn gerichtet
Dass Adkars Reise bei Rhine‑Ruhr 2025 mit Bronze endete, facht ihre Ambitionen erst richtig an:
„Nächstes Mal will ich auf jeden Fall dabei sein“, sagte sie mit Blick auf die kommende Ausgabe der FISU Games 2027 in Chungcheong, Südkorea. „Mein Ziel ist es, dort eine noch bessere Leistung zu bringen.“
Doch damit nicht genug. „Ich will auch in das indische Fed Cup-Team, dort für mein Land antreten und natürlich irgendwann unter die Top 100 der Welt kommen.“
Nur ein Anfang
Wie sie mit dem starken Druck umgeht, jetzt, wo sie über Nacht zum nationalen Sportstar aufgestiegen ist:
„Ich habe da schon ein paar Strategien“, verriet sie. „Ich erinnere mich ständig daran, was mir guttut. Das hilft mir wirklich.“
Diese mentale Stärke, gepaart mit großem Talent, hat Indien die zweite Tennismedaille bei World University Games beschert – und die erste weibliche überhaupt.
Für heute ist es Bronze. Doch für Vaishnavi Adkar ist es nur der Anfang.
FGNS sn/ph/cc