Mentor Phil Humphreys: Wie er bei Olympia 2012 in London seine Berufung fand
Phil Humphreys, der in seiner Jugend regelmäßig Spielberichte schrieb, produzierte im Alter von 15 Jahren ein Fan-Magazin für seinen örtlichen englischen Fußballverein und verkaufte 500 bis 1000 Exemplare pro Spiel. Aber es bedurfte erst Olympischen Spielen in der Heimat, um aus diesem „Hobby“ einen Beruf zu machen. Der mehrfache Olympia-Reporter Phil Humphreys wird während der Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games als Mentor für die nationale Gruppe der FISU Young Reporters agieren.
„Ich habe schon immer Sport eingeatmet und Nachrichten ausgeatmet, aber jahrelang waren die beiden nicht miteinander verbunden“, sagt Phil. „Alles änderte sich, als ich eine Anzeige für die Berichterstattung über London 2012 entdeckte. Ich bewarb mich, hörte aber über ein Jahr lang nichts, und dann klingelte sechs Wochen vor der Veranstaltung mein Telefon. Der Redakteur für Badminton hatte abgesagt, und ich wurde gebeten, einzuspringen.“
Olympia 2012 als Feuertaufe
Er nahm unbezahlten Urlaub von seinem Schreibtischjob bei der Agentur, doch stand dann vor einem entmutigenden Start. Der Nachrichtendienst für London 2012 bestand aus 150 bezahlten Auftragnehmern, die sich alle zu kennen schienen - und alle wussten, was sie taten.
„Ich kannte niemanden und nichts und hätte nach zwei Tagen Training fast gekündigt“, sagt Phil. Aber dann begannen die Badmintonspiele, und am vierten Tag wurde die Hälfte des Damendoppels wegen Betrugs disqualifiziert.
„Es war ein riesiger Skandal; der Verband berief eine Pressekonferenz ein und alle großen Namen des britischen Sportjournalismus kamen. Das Medienzentrum war überfüllt, und hinten standen Filmteams auf Trittleitern. Wir arbeiteten an beiden Tagen 18 Stunden und lieferten erstaunliche Geschichten und Zitate. Da wusste ich, dass ich meine Berufung gefunden hatte.“
Lieblingsinterviews aus fremden Sportarten
Obwohl er bei den letzten vier Olympischen Sommerspielen über Badminton berichtet hat, bezeichnet sich Phil als „Generalist“ und sagt, dass einige seiner Lieblingsinterviews aus Sportarten stammen, die er kaum kannte: der Kanuslalomtrainer in Rio de Janeiro 2016, der Angst vor Wasser hatte, der spanische Rodler in Pyeongchang 2018, der Käsereiben an seine Straßenschuhe schnallte, oder der Rollstuhl-Rugbyspieler in Tokio 2020, der den Kilimandscharo auf Händen und Knien erklomm.
Was macht also einen erfolgreichen Multisportreporter bzw. eine erfolgreiche Multisportreporterin aus?
Phil nennt drei Schlüsseleigenschaften - Belastbarkeit, Aufmerksamkeit und Prägnanz - und sagt, ein gutes Beispiel für alle drei sei in Tokio gewesen, nachdem Viktor Axelsen im Badminton der Herren Gold für Dänemark gewonnen hatte.
„Er war ein Sieger, den alle mochten. Doch für uns Pressejournalisten war das alles andere als ideal“, erinnert sich Phil. „Der Spieler war von 30 Minuten Fernsehinterviews emotional ausgelaugt, und wir arbeiteten hinter einer zwei Meter hohen Barriere und mit Mundschutz.“
Als Axelsen sich den schreibenden Agenturen näherte, sah Phil, wie er einen Anruf auf seinem Mobiltelefon beendete.
„Ich rief ihm zu: 'Mit wem hast du gerade gesprochen, Viktor?' Ich hatte erwartet, dass es vielleicht seine Frau, seine Kinder oder seine Eltern sind. Axelsen antwortete: 'Der Kronprinz von Dänemark - kannst du das glauben?‘ Dann spulte er 30 Sekunden lang tolle Sprüche ab. In Anbetracht der Situation war das wahrscheinlich die beste Frage, die ich je gestellt habe, und es brauchte nur sieben Worte.“
Jetzt bewerben und dabei sein! Bis zum 28. Februar 2025 können sich alle jungen Journalismus-Talente zwischen 18 und 25 Jahren für das Programm „Young Sports Media Talents“ bewerben. Weitere Informationen und Bewerbungsdetails finden Sie hier.
Fotos: © Phil Humphreys