Amateur-Bogenschütze kehrt als Volunteer zu seinen Wurzeln zurück
ESSEN – Für Bernd Lambertz ist das beeindruckenden Gelände der Zeche Zollverein ein Stück Heimat, nicht nur, weil er ehrenamtlich für den Bogenschießwettbewerb bei den Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games tätig ist.
Vor fast 45 Jahren begann Lambertz seine berufliche Laufbahn als Teenager an diesem historischen Ort, als dieser noch ein riesiger industrieller Kohlebergbaukomplex war.
„Ich habe hier am 1. August 1980 meine Ausbildung zum Schlosser begonnen und Maschinen repariert und gebaut“, erzählt Lambertz dem FISU Games News Service (FGNS). „Unser Ausbildungsort war hier, etwa 500 Meter von dem Ort entfernt, an dem wir jetzt stehen.“
Von Kohle bedeckt
Nach Abschluss seiner Ausbildung arbeitete er drei Monate lang intensiv in den Schächten der Zeche Zollverein.
„Es war ein großartiger Ort für Abenteuer“, erinnert sich Lambertz mit einem Lächeln. „Es ist wie ein kleiner Tunnel mit vielen Abzweigungen, sehr warm, fast 32–36 °C, und man war immer von Kopf bis Fuß mit Kohle bedeckt.“
„Meine Kollegen aus den Stollen sind mir sehr wichtig. Man muss sich gegenseitig vertrauen. Es geht um dein Leben und um das ihre. Es war wirklich gefährlich dort unten.“
Heute ist die Zeche Zollverein für ihre herausragende Architektur und industrielle Bedeutung berühmt, wurde 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt und ist nun vor der beeindruckenden Kulisse der beiden Fördertürme gelegentlicher Schauplatz von Bogenschießwettbewerben.
„Ich bin sehr stolz auf diesen Ort“, sagt Lambertz. „Hier habe ich meine Ausbildung gemacht, hier habe ich gearbeitet – und jetzt ist es meine Sportstätte.“
Neues Ziel
Durch einen seltsamen Zufall führte ein Urlaub in Italien Jahrzehnte später dazu, dass Lambertz auf eine vollkommen unerwartete Weise wieder mit Zollverein in Verbindung kam.
„2018 habe ich während eines Urlaubs zum ersten Mal Bogenschießen ausprobiert“, erinnert er sich. „Nachdem ich es ausprobiert hatte, dachte ich: ‚Wow, das ist wirklich gut.‘“
„Man muss einen klaren Kopf haben. Man braucht eine gute Körperhaltung. Wenn man viel Stress hat, sollte man auf den Platz gehen und ein paar Pfeile schießen – dann wird der Kopf wieder frei.“
Der Sport wurde schnell mehr als nur ein Hobby. Er wurde zu einer Leidenschaft und dann zu einem sinnvollen Lebensziel.
„Ich bin seit fünf Jahren Bogenschütze. Das erste Mal habe ich mich letztes Jahr bei den Europameisterschaften (2024 Bogenschießen) (in der Zeche Zollverein) freiwillig gemeldet, und jetzt auch dieses Jahr.“
„Meine schönste Erinnerung ist meine Arbeit, die ich hier (in der Zeche Zollverein) gemacht habe, und diese Erfahrung bei den Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games, wo ich beim Bogenschießen geholfen habe, ist (auch) großartig.“
Der Kreis schließt sich
Als die Bogenschütz:innen bei den FISU Games ihre Pfeile unter der hoch aufragenden Stahlkonstruktion abschossen, die einst zum Fördern von Kohle diente, fand Lambertz nicht nur Freude am Sport, sondern auch daran, wieder mit seinen Wurzeln und seinen engsten Freunden in Kontakt zu kommen.
„Wir treffen uns immer noch, meine alten Freunde von Untertage und ich“, sagte Lambertz. „In zwei Wochen kommen acht oder neun von uns wieder hierher, machen eine Tour Untertage, gehen in ein Restaurant, trinken etwas und reden über alte Zeiten. Das machen wir ein- oder zweimal im Jahr.“
Ähnlich wie die Studentensportler:innen der Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games, die im Schatten von Zollverein neue Freundschaften schließen, zeigt Lambertz' Leben, wie Geschichte, Gemeinschaft und Sport auf kraftvolle und persönliche Weise miteinander verschmelzen können.
Einst ein Ort, der die Region mit Energie versorgte, gibt die Zeche Zollverein heute auf andere Weise Energie – sowohl den Wettkämpfern als auch den Volunteers.
FGNS vs/pg/mb
Foto: © Veronica Garcia Sanchez / Rhine-Ruhr 2025